“Back then, being online was another life […] distinct from Real Life. The virtual and the actual had not yet merged.“ – Edward Snowden
Noch Mitte der 90er Jahre („back then“) war online unterwegs zu sein ungewohnt genug, um die Freiheiten eines zweiten Lebens in völliger Anonymität als durchweg befreiend zu empfinden. Persönlicher Kontakt zwischen einzelnen war plötzlich ohne größeren Aufwand möglich und ohne jede wechselseitige Vorbeurteilung aufgrund oberflächlicher äußerlicher Merkmale.
Mittlerweile weiß jeder, wie sehr sich die Lage in der Zwischenzeit geändert hat: Anonym ist man im Netz überwiegend nur noch für wohlmeinende und harmlose Akteure. Geheimdienste, Tech-Unternehmen und Cyberkriminelle wissen derweil immer mehr über ihre Subjekte, Nutzer und potenziellen Opfer. Und in Foren, wo sich Leute – ob berechtigt oder nicht – noch unidentifizierbar und daher sicher wähnen, grassiert oft ein Verfall von Anstand, der mittlerweile die freiheitliche Grundverfassung der Gesellschaft insgesamt beschädigt.
Was lehrt uns das? Vor allem, dass keine technische Entwicklung von der Verantwortung zu Umsicht und Rücksichtnahme befreit. Das Internet ist längst zum Teil des öffentlichen Raums geworden. Und was sich darin abspielt, hat immer auch Konsequenzen für den nicht-virtuellen Raum. Erinnern wir uns ruhig öfter mal daran!